Neben dem strategisch wichtigen Baustein Industrie 4.0 und der zunehmenden Automatisierung soll im Unternehmen auch noch in Zukunft der Mensch im Mittelpunkt stehen. Für das Gebäude 14 und den Campus EHO bildet diese Prämisse eine wesentliche Vorgabe – nicht nur für das gebaute Resultat, sondern auch für den Entwicklungsprozess der modernen Arbeitswelt. Die Konzeption der neuen Arbeitsumgebung geht weit über eine herkömmliche Büroplanung mit Benennung der Bedarfe, Möbelbemusterung und Layouterstellung hinaus. In Anlehnung an die Prinzipien des aktuellen Programms Leadership 2020 entsteht die neue Arbeitswelt hier agil und partizipativ, in Co-Creation mit allen NutzerInnen und Führungskräften. Dieser Prozess ist ein Exempel für einen Kulturwandel in der Zusammenarbeit, den die fertige Büroarbeitswelt noch stärker katalysieren soll.
Frei nach dem Mercedes Marken-Slogan „Das Beste oder nichts.“ wurde mit dem Gebäude 14 im Werk Sindelfingen ein Leuchtturmprojekt geschaffen und erfolgreich eine Benchmark für die Entwicklung neuer Arbeitswelten bei Mercedes Operations etabliert. Die wesentlichen Grundgedanken einer modernen Bürolandschaft seitens der Daimler AG sind auf hohem Niveau erfüllt. Die vorab gesetzten Ziele auf räumlicher, kultureller und wirtschaftlicher Ebene wurden erreicht. Das Gebäude 14 ermöglicht eine Flexibilität in der Nutzung, es bringt Projekte zusammen, befeuert Kollaboration und Vernetzung und vor allem begeistert es die NutzerInnen!
Der Erfolgsgarant im Projekt war die konsequente Verschränkung zwischen Gebäudeentwicklungs- und Partizipationsprozess. Bauliche- und Changemaßnahmen gingen Hand in Hand und sämtliche Stakeholder im Unternehmen wurden von Beginn an eingebunden. Das Top Management, das mit klaren Strategie- und Zielvorgaben ein Zukunftsbild und den Projektrahmen definierte. Das mittlere Management, das mit Engagement an ihrer neuen Führungsrolle arbeitete, und die 60-köpfige Nutzergruppe, die jedes Thema im Prozess über die gesamte Laufzeit begleitet, mitentwickelt, konkretisiert und vor allem weiter kommuniziert hat. Unser Planungspartner - Gensler, London - hat all diese Anforderungen in ein stimmiges Gesamtkonzept übersetzt und war so wichtiger Erfolgsfaktor.
Basierend auf Tätigkeitsanalysen und Bedarfserhebungen stehen den 1.960 MitarbeiterInnen im Haus 1.376 Schreibtische für die klassische Büroarbeit zur Verfügung. Darüber hinaus 120 unterschiedlich große Besprechungs- und Konferenzräume, 43 Projekthäuser für aktive Kollaboration, 132 sogenannte Think Tanks für konzentrierte Einzelarbeit bzw. vertrauliche Gespräche, plus zahlreiche weitere Arbeitsmöglichkeiten auf offener Fläche wie temporäre Arbeitsplätze und informelle Kommunikationsinseln. Eine auf diese hohe interne Mobilität abgestimmte IT und Medientechnik rundet das dynamische Arbeitskonzept ab.
Auch der Vorstandsbereich von Mercedes Operations ist in das Gebäude integriert und auf offener Fläche angeordnet worden. Die spezifischen Anforderungen sind mit einer eigenen Führungs- und Nutzergruppe aus diesem Bereich erarbeitet worden. Auch die anderen Sonderflächen im Haus wurden mit hohem Engagement interessierter ThemenspezialistInnen entwickelt: die agile Projektarena einer Entwicklungseinheit und die 3.400 m² große Werkstatt im Erdgeschoss, wo Fertigungsverfahren der Zukunft getestet und zahlreiche andere Innovationen der Premiummarke vorangetrieben werden. Selbst bei der Auswahl des an die Werkstatt angrenzenden Cafeteriabetreibers konnten Hobby-Baristas ihre geschmackliche Empfehlung abgeben.
Abwechslungsreich sind auch die einzelnen Tagesabläufe der rund 2.000 MitarbeiterInnen. Nicht immer ist der Schreibtisch der beste oder einzige Ort, um die erforderlichen Aufgaben zu verrichten. Die Zukunft von Mercedes-Benz Cars wird fortan in einem tätigkeitsorientierten Arbeitskonzept gestaltet. Das heißt, daß die Anzahl der Schreibtische zu Gunsten anderer benötigter Arbeitsmöglichkeiten reduziert wurde und die MitarbeiterInnen frei wählen können, an welchem Ort sie bestmöglich arbeiten können. Die MitarbeiterInnen sind aber nach wie vor an sogenannte Homebases angedockt, die als funktionale Anlaufstellen mit Office Support und persönlichem Stauraum dienen. Das Activity Based Working-Konzept schafft nicht nur neue Möglichkeiten Arbeit zu organisieren, sondern beeinflusst auch das Mindset der MitarbeiterInnen. Denn: alle teilen alles und vieles wird anders.
Für den von HPP Architekten geplanten Neubau soll eine moderne Büroarbeitswelt partizipativ entwickelt und realisiert werden. Der Entwurf des Neubaus ist in seiner Struktur sehr klar und wirtschaftlich angelegt. Eine flexible Nutzung und die Unterteilung in funktionale Einheiten sind gewährleistet. Die offene Grundstruktur der Bürogeschosse ist durch die sogenannte Magistrale definiert. Diese horizontale und vertikale Erschließungsmöglichkeit bildet das vernetzte Rückgrat auf jedem Geschoss. Um diese kommunikativ strukturierten Boulevards ordnen sich, der Fassade entlang, die hellen Büro- und Kollaborationsbereiche für Einzel- und Zusammenarbeit. Dieses Grundkorsett der Gebäudekonzeption ergänzte unser Planungspartner Gensler (London) mit einer schwungvollen Innenraumgestaltung. Die Grenzen zwischen den Zonen Connect (Magistrale), Collaboration (Projekt- und Besprechungsräume) und Operate (Desk Bereiche) sind fluide, das Bewegen über die Geschosse entsprechend abwechslungsreich und inspirierend.