Bereits 2014, als der Firmensitz in Ernstbrunn von Georg Reinberg, einem Pionier des ökologischen Bauens, errichtet wurde, waren wir an Bord und entwickelten das erste gewerbliche Plusenergiegebäude Niederösterreichs mit. Doch hier wird der Platzbedarf der mittlerweile 90 Mitarbeitenden längst nicht mehr erfüllt. Ein Ausweichquartier war angemietet worden – ein Provisorium, das möglichst bald beendet werden sollte. Es ging also um die Vergrößerung des Bürostandortes mit höchsten ökologischen Anforderungen und zugleich um ein neues, zukunftsweisendes Bürokonzept. Denn genauso wichtig wie die Nachhaltigkeit sind der Windkraft Simonsfeld die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden. Sie sollten mit der Erweiterung des Headquarters wieder unter einem Dach vereint sein und die besten Arbeitsbedingungen vorfinden.
Als Windkraft-Erzeuger arbeitet unser Kunde für eine verantwortungsvolle Zukunft und genauso wurde der Leitgedanke "Wir bauen für die Zukunft" für den Neubau formuliert und konsequent verfolgt. Wie beim Windpark der gesamte Lebenszyklus von der Projektentwicklung über die technische Betriebsführung bis hin zu Produktion und Verkauf dazugehört, so sollte auch der gesamte Lebenszyklus der Firmenzentrale betrachtet werden.
Energetische Ansprüche, ökologische und lokalen Materialien, Recycling-Baustoffe und kreislauffähige Produkte standen somit auf der Anforderungsliste des Neubaus, die wir gemeinsam mit den Auftraggeber:innen entwickelten. Ebenso wichtig aber sind die individuellen Bedürfnisse des Windkraft Simonsfeld-Teams: Kommunikation und Austausch, Begeisterung und organisationsübergreifende Zusammenarbeit stehen dabei im Vordergrund. Die Ergebnisse von Nutzer:innen-Workshops machten wir zur Grundlage der Funktionsplanung und der Ausschreibung des Generalplaner-Wettbewerbs.
Wieder bewarben sich die Besten der nachhaltigen Architekturszene, das Rennen machte schließlich Juri Troy, ausgezeichneter Planer ökologischer Gebäude. Er hat die diversen Herausforderungen optimal gemeistert. Galt es doch, auf höchst umweltfreundlichem Niveau aus Bestand und Erweiterung ein neues Ganzes zu schaffen, das den Austausch und die Zusammenarbeit fördert. Für all das lieferte Juri Troy eine vorbildliche Lösung mit innovativem Energie- und Materialkonzept, welche die Jury als "zukunftsweisendes Leitprojekt" auswählte.
Zukunftsfähig ist neben der Innen- und Außenarchitektur auch das Energiekonzept: Erdsonden mit 150 m Tiefe, thermisch aktivierte Lehmwände und Estrich als Speichermasse regulieren das Raumklima. Zusammen mit der PV-Anlage auf dem Dach machen sie daraus ein Plusenergiegebäude und erreichen die Zertifizierung "klimaaktiv Gold" mit der maximal möglichen Punktezahl. Auch das Mobilitätskonzept garantiert Nachhaltigkeit mit der Anbindung an das regionale Verkehrsnetz und E-mobilem Fuhrpark inklusive umfassender Ladeinfrastruktur für die Mitarbeitenden, wobei die Elektroautos zugleich als Stromspeicher für die selbst erzeugte Windkraft dienen. Schließlich ist man hier beim Spezialisten. Bei den Parkflächen selbst wurde darauf geachtet, keine Bodenfläche zu versiegeln. Wasserdurchlässiger Belag garantiert die ungehinderte großflächige Versickerung am Grundstück.
Nachhaltig ist auch der Bau selbst. "Energieeffizient und ökologisch" hatten wir im Anforderungsprofil formuliert. Das Holz kommt aus heimischen Wäldern und auch bei den weiteren Materialien steht Regionalität im Vordergrund, Stampflehm etwa direkt aus der Baugrube, Recyclingbeton vom nahen Betonwerk, Terrazzo mit Gesteinssplitt aus der lokalen Schottergrube. Sortenreine Verwendung von Materialien stellt am Ende des Lebenszyklus ein kreislauffähiges Recycling sicher. Deshalb hatten wir uns auch für die Vergabe an mehrere Teil-Generalunternehmer entschieden, damit auch kleinere regionale Unternehmen zum Zug kommen können.
Die natürlichen Materialien und die gelungene Einbindung in die Landschaft bestechen auf den ersten Blick. Durch die Anlage eines zweigeschossigen Riegels, der an zwei Stellen an das Bestandsgebäude andockt, ist die Verbindung von Alt und Neu gelungen. Das so entstandene Atrium fungiert als Verbindungsstück und Kommunikationsbereich, schafft Sichtverbindungen und ermöglicht eine gute Orientierung.
Das Erdgeschoss beherbergt die neu hinzugekommenen öffentlichen Bereiche für Empfang, Besprechung, Veranstaltungen und Restaurant und wird an drei Seiten von geschützten Freibereichen umschlossen. Im Obergeschoss finden sich Büros und Gemeinschaftsbereiche für die Mitarbeitenden wie Kommunikationshub und Café-Lounge mit schönstem Ausblick in die umgebende Landschaft.
Wie sieht nun die neue nachhaltige Arbeitswelt aus? Das gemeinsam erarbeitete Bedarfsprogramm wurde zur Grundlage der Gestaltung, und erfreut sich deshalb breiter Akzeptanz. Der von Troy gewählte Holzbau bietet maximale Flexibilität, sodass die vorerst noch fixen Arbeitsplätze später, wenn das Wachstum erwartungsgemäß weiter geht, durch unterschiedliche Raumausbildungen einfach in ein Sharing-Konzept überführt werden können.
Die Entwicklung identitätsstiftender nachhaltiger Gebäude nehmen wir uns bei jedem Projekt vor. So konnten wir auch die Windkraft Simonsfeld auf dem Weg zum ganzheitlich nachhaltig gedachten Firmensitz begleiten. Alle Aspekte des ökologischen Bauens, maximale Nutzungsflexibilität und innovative Gebäudetechnik sind hier vereint. Vom Klima-Standpunkt aus ist die Latte hochgelegt. "Heute so bauen, wie wir 2050 bauen müssen", das war unser Ziel, und das ist gelungen, als Aushängeschild für ein zukunftsfittes Unternehmen, das die Mitarbeitenden gerne als ihr "Lieblingsplatzerl" bezeichnen.