39 Prozent der globalen CO2-Emissionen entstehen bereits durch die Herstellung, den Transport und die Verwendung von Baumaterialien sowie durch den Gebäudebetrieb. Regulatorien setzen primär bei der Optimierung des Energieverbrauchs von Immobilien – also dem Gebäudebetrieb – an. Das ist auch nicht zu vernachlässigen, doch richtig nachhaltig wird es, wenn man bereits in der Planungsphase den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden im Blick hat – d.h. Errichtung, Betrieb und Rückbau.
Betrachtet man den Lebenszyklus eines, laut aktuell geltenden Vorgaben, energieoptimierten Objektes, nehmen materialgebundene CO2-Emissionen – auch bekannt als „graue Energie“ – einen Anteil von bis zu 80 Prozent der Treibhausgase ein. Durch den Einsatz von BIM haben Bau-AuftraggeberInnen plötzlich die Möglichkeit alle relevanten Bauteilinformationen und spezifische Kennwerte bereits weit vor Baubeginn in einem digitalen Gebäudemodell abzubilden. So können bereits frühzeitig verlässliche Entscheidungen in Bezug auf zuvor formulierte Klimaziele getroffen werden.
Erste Untersuchungen und Anwendungsfälle zeigen: Die Digitalisierung der Bau- und Immobilienbranche birgt großes Potenzial bereits in frühen Projektphasen die „Klima-Weichen“ zu stellen. Mit BIM ist es möglich verschiedene Szenarien zu berechnen und rechtzeitig verlässliche Aussagen zum Einsatz kreislauffähiger und nachhaltiger Ressourcen zu machen, die auch wieder rückgebaut und recycelt werden können. Das ist nicht nur eine große Chance für privatwirtschaftliche und öffentlich-rechtliche Bau-AuftraggeberInnen, es ist eine absolute Notwendigkeit, um die EU-Klimaziele zu erreichen. Denn neben dem Beitrag zum Klimaschutz wird es mit der neuen EU-Taxonomie-Verordnung künftig auch kaufmännisch höchst relevant sein, nachhaltig zu bauen.
Um nicht nur für die Planung und Errichtung, sondern auch für einen effizienten, nachhaltigen Betrieb, Umnutzungen und den abschließenden Rückbau die richtigen Daten bereit zu stellen, bedarf es neben einer umfassenden Informationsstrategie auch einer abgeleiteten BIM-Strategie und einer darauf abgestimmten Systemlandschaft. Dies führt zum einen zu einer Bereitstellung der relevanten Daten „auf Knopfdruck“ und zum anderen zur vollständigen Abdeckung erforderlicher Daten für ESG-Themen, Öko-Bilanzierungen oder Gebäude-Zertifizierungen. Diese Transparenz und Datenaufbereitung stellen in jedem Projekt sicher, dass keine Maßnahmen ergriffen werden, die nicht im Sinne der Nachhaltigkeit sind.
Um nachhaltig, im Sinne vorausschauender, ressourcenschonender und effizienter Prozesse, Immobilien betreiben zu können und die Flächen und Services dem Kerngeschäft bereit zu stellen, bedarf es umfassender Informationen und Daten. Die Zeiten von Bauchgefühl und blindem Vertrauen sind längst Vergangenheit und nur eine vollständige, strukturierte und verknüpfte Dokumentation bietet jene Informationen, die in einem zukunftsorientierten Betrieb erforderlich sind.
Ein nachhaltiger Betrieb ohne BIM? Denkbar, aber in der Praxis oft schwer umsetzbar, mit Risiken behaftet.