Inzwischen sind hybride Meetings, also Besprechungen an denen sowohl Teilnehmer:innen vor Ort, als auch digital mitwirken, der Standard. Zukünftig werden rein analoge oder rein digitale Meetings eher die Ausnahme sein. Eine gute Besprechung lebt davon, dass eine Stimmung geschaffen wird, in der Informationen ungehindert fließen und neue, kreative Gedanken sprießen können. Um das zu erreichen, ist es essenziell, dass allen Teilnehmer:innen die geteilten Informationen gleichwertig zugänglich sind und sie sich auf Augenhöhe miteinander austauschen können.
An diesem Punkt wird es im hybriden Umfeld schwierig. Allein durch die räumliche Nähe entwickeln Menschen, die sich vor Ort um einen Tisch versammeln, eine intensivere Verbindung zueinander. Im Gegensatz zu den Teilnehmer:innen, die online zugeschaltet sind, sind Mimik, Gestik und auch Zwischentöne leichter erfassbar und Informationen einfacher auszutauschen. Auch der Small Talk am Rande der Besprechung gibt noch eine zusätzliche, persönlichere Komponente - die Kolleg:innen werden "spürbar". Dadurch ergibt sich rasch ein Ungleichgewicht zwischen vor Ort Anwesenden und den digital Teilnehmenden.
Mit genau dieser Fragestellung beschäftigen wir uns auch in unseren Kundenprojekten. Nachfolgend wollen wir anhand eines exemplarischen Szenarios aufzeigen, wie Technologie und Raum, gepaart mit kulturellen und organisationalen Veränderungen, unterstützen können, hybride Besprechungen effektiv zu gestalten.
Das "Team Marketing" eines kleineren Unternehmens kommt zum wöchentlichen Teammeeting zusammen.
Raum, Organisation und Unternehmenskultur müssen auf das neue Umfeld reagieren. Es kann die beste Technik vorhanden sein, wenn die Gestaltung der Räume nicht ideal oder die Organisation und Kultur des Unternehmens nicht auf die neuen Umstände reagieren, dann hilft sie nicht. Was wäre also das optimale hybride Setting für die Besprechung des "Team Marketing"?
Heute finden sich vier Kolleg:innen vom "Team Marketing" in Frankfurt in einem Workshopraum. Da sie die Besprechung oft für kreative Sessions nutzen möchten, haben sie sich für einen Raum mit flexiblen Möbeln entschieden, um sich optimal im Raum bewegen zu können. An der Wand ist ein Bildschirm montiert, der als digitales Whiteboard oder für Präsentationen genutzt wird. Die digitalen Teilnehmer:innen sind auf einem weiteren, mobilen Bildschirm eingeblendet. So wird sichergestellt, dass die Kolleg:innen online immer gut sichtbar sind, auch wenn gleichzeitig Inhalte mittels Bildschirm-Sharing geteilt werden.
Beispiel für ein hybrides Workshop-Setting
Beispiel für ein hybrides Besprechungs-Setting
Heute wird die Besprechung von Susanne vom Frankfurter Büro aus moderiert. Es wurde vereinbart, dass die Moderation von hybriden Besprechungen immer eine Person vor Ort macht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es wichtig ist, im Raum vor Ort anwesend zu sein, um ein hybrides Setting optimal moderieren zu können.
Gestartet wird mit den aktuellen To Do's. Susanne zeigt dazu eine Präsentation am statischen Bildschirm. Bei den Frankfurter Kolleg:innen kommen Spannungen auf. Alle im Raum reden durcheinander und die Stimmung heizt sich auf. Susanne erfasst die Emotionen im Raum und interveniert moderierend. Sie bringt den mobilen Bildschirm mit den Online-Teilnehmenden näher an die Gruppe heran. Gerade jetzt ist es wichtig, alle Personen um einen Tisch zu positionieren, um miteinander auf Augenhöhe sprechen zu können. Sie gibt dem Team Raum, um seine Stimmungen zum Ausdruck zu bringen, erinnert aber auch an die Kommunikationsvereinbarungen und schreitet kontrollierend ein, um die Diskussion wieder zum Thema zu führen. Karin im Home Office bzw. Peter von unterwegs, möchten sich auch beteiligen und machen über die digitale Aufzeige-Funktion auf sich aufmerksam. Die Frankfurter registrieren das und Susanne gibt das Wort auch aktiv an die Online-Teilnehmer:innen weiter.
Susanne fällt sofort auf, dass sich die Münchener nicht aktiv an der Diskussion beteiligen, da sie nicht direkt vom Konflikt betroffen sind. Sie erkundigt sich bei den beiden, ob in ihrem Team schon Vergleichbares vorgekommen ist. Tatsächlich erinnert sich Team München an eine ähnliche Situation und gibt seine Erfahrungen weiter.
Es ergibt sich eine Frage zum Inhalt und das Team beschließt ein spontanes Brainstorming zu machen. Die Gruppe teilt sich in kleinere Teams auf.
Zwei Frankfurter Kolleg:innen arbeiten gemeinsam mit Peter, Stefan und Karin im mobilen Office im Breakout-Room. Sie gruppieren sich um den Content-Bildschirm und nutzen ihn als digitales Whiteboard. Die drei Remote-Teilnehmer:innen sind am mobilen Bildschirm sehr nah dabei und füllen von ihrem Laptop aus das Whiteboard. Zwei weitere Gruppenmitglieder aus Frankfurt verwenden das Flipchart. Das Münchener Team sitzt gemeinsam und arbeitet im gleichen digitalen Whiteboard wie die Frankfurter.
15 Minuten später werden die Ideen gegenseitig präsentiert. Die digitalen Teilnehmer:innen werden mit ihrem Bildschirm mit integrierter Kamera direkt an das Flipchart gebracht, sodass sie alles gut mitverfolgen können. Zum Schluss wird das Flipchart abfotografiert und das Foto ins digitale Whiteboard gestellt. So können alle Ergebnisse gebündelt dargestellt werden.
Die Präsentation der Ideen der anderen beiden Gruppen wird am digitalen Whiteboard gezeigt. Es versammeln sich alle um den Content-Bildschirm. Die Online-Mitglieder sind wieder am mobilen Bildschirm dabei.
Für gute hybride Meetings ist es essenziell, allen Teilnehmenden eine ideale Möglichkeit zur gleichberechtigten Kommunikation zu bieten. Dabei spielen das technische Equipment und die räumliche Gestaltung eine entscheidende Rolle.
Der uns umgebende Raum erzeugt Berührungspunkte und Möglichkeiten zur Interaktion. Zusätzlich sind aber auch kulturelle und organisationale Veränderungen im Unternehmen notwendig: konkrete, verständliche Vereinbarungen geben Orientierung in einer multidimensionalen, hybriden Welt. Die Basis für eine vertrauensvolle Gemeinschaft, hinweg über physische Grenzen, wird durch eine offene Kommunikation geschaffen.