Wir gehen nicht zurück in die Zeit der Höhlen, Hütten und Holzbauten – möchten aber den Gedanken platzieren, dass das Abgrenzen von Raum vor den äußeren Einflüssen durch eine schützende Hülle zu den frühen Taten der Menschen gehört. Zu Beginn stand der Schutz im Vordergrund, der Schutz vor Wind, Regen, Hitze und Sonnenstrahlen. Danach kamen Geborgenheit, Sesshaftigkeit und damit die Ausgestaltung und Darstellung nach innen und außen ins Spiel. Räume beeinflussen die Wahrnehmung der Menschen, die in ihnen leben.
Das war früher in den Holzhütten so und ist heute im Event Space des Burj Khalifa, Dubai, auf 500 Metern Höhe nicht anders. Ein Raum, der nach außen Pracht signalisiert, weckt Respekt, Begehrlichkeit oder Verachtung. Der Tempel Salomons wurde von den Babyloniern gezielt niedergebrannt – Cumhurbaşkanlığı Külliyesi, der Weiße Palast und Amtssitz des türkischen Präsidenten, erzeugt ein facettenreiches Portfolio von Gefühlen, Meinungen und damit Wirkungen. Es ist wie bei Paul Watzlawick: ein Raum kann nicht nicht wirken.
Wir erkennen ein intensives Auseinandersetzen mit dem (eigenen) Raum und das Bestreben, ihn zu gestalten. Er dient der Befriedigung von Bedürfnissen als Wohn-, Arbeits- oder Freizeitraum: Er wird genutzt zum Essen, zur Erholung oder zur sportlichen Betätigung – seine Aufgaben können unzählig sein.
Mit ihm werden aber auch, sei es bewusst oder unbewusst, Botschaften gesendet: ein Raum kommuniziert. Er kommuniziert die angestrebte oder tatsächliche Position in der Gesellschaft und dient so dem Aufbau und der Festigung von Machtstrukturen, wie im Text beispielhaft gezeigt. Ebenso kann er Geisteshaltungen darstellen: avantgardistisch (das Seagram Building in New York), konservativ (der Neubau des Bundesnachrichtenzentrums in Berlin) oder demokratisch (das Forum Romanum).