Als öffentlich-rechtliche Institution unterliegt die SVS dem österreichischen Bundesvergabegesetz. Um eine möglichst hohe Kosten- und Terminsicherheit auf Basis klar definierter Qualitäten zu gewährleisten und die Bauausführung erwartbar und effizient zu gestalten, entschied sich unsere Auftraggeberin für die Vergabe eines sogenannten "Generalunternehmer-Plus-Auftrags".
Wir beschäftigten uns folglich nicht nur mit den Rechts- und Verfahrensgrundlagen, sondern auch intensiv mit den Voraussetzungen für eine hohe Bestellqualität als elementare Grundlage für diesen Prozess.
Die Antwort lieferte das Abwicklungsmodell "Generalunternehmer Plus" (GU+), bei dem die Gesamtverantwortung für Ausführungsplanung und Umsetzung des Bauprojekts in einer Hand liegt. Der wesentliche Unterschied zu einem üblichen Generalunternehmer-Modell liegt in der Planungsphase: Der zuvor ausgewählte Generalplaner verantwortet Vorentwurf, Entwurf und Einreichplanung. Die Ausführungsplanung liegt jedoch bereits beim Generalunternehmer Plus. Der Generalplaner wechselt in weiterer Folge seine Rolle und sorgt an der Seite der Auftraggeberin bzw. des Auftraggebers für die Qualitätssicherung in der Ausführungsphase.
Die Basis für die funktionale EU-weite Ausschreibung bildete ein von uns erstelltes Nutzerbedarfsprogramm, das die Gebäudequalität bis ins Detail beschrieb. Die Generalplaner von ATP Wien und Hinterwirth Architekten ZT lieferten auf dieser Grundlage die Ausschreibungsplanung. Bereits im Vergabeverfahren wurden die Organisationskonzepte zur Ausführungsplanung und Ausführung bei den BieterInnen als Qualitätskriterium abgefragt.
Eine Projektkultur kann man nicht anordnen – man muss sie sich erarbeiten. Die Weichen dafür stellten wir schon sehr früh im Projekt: nämlich in einer Partnering-Phase mit den besten BieterInnen.
Auftraggeberin, Generalplaner und zukünftiger Generalunternehmer Plus haben in der Partnering-Phase die Möglichkeit das "Gesamt-Soll" des Projekts zu besprechen. Die in der Ausschreibung funktional beschriebenen Gebäudequalitäten sorgen zudem dafür, dass BieterInnen ihre Angebote nicht leistungsbezogen, sondern anforderungsbezogen gestalten müssen.