In den Werkstätten arbeiten rund 550 MitarbeiterInnen aus Werkstatt, Lager, Störungsdienst...
...unter einem Dach mit rund 850 BüromitarbeiterInnen.
Die Wiener Netze mussten sich neu orientieren. Es galt nicht nur eine klare gesetzliche Trennung zwischen Netzinfrastruktur und Vertrieb zu bewerkstelligen, darüber hinaus spielte die wirtschaftliche Entscheidung, die damals sanierungsbedürftigen Gebäude der Wien Energie Stromnetz zu veräußern, eine entscheidende Rolle. Als öffentlicher Energieversorger wollte man zudem ein Vorzeigebetrieb in puncto Nachhaltigkeit sein.
Noch vor Planungsbeginn der Infrastruktur war eine fast vierjährige Auseinandersetzung mit der Zukunft des Netzbetreibers die Grundlage für die Neubauentscheidung. Die von uns durchgeführte Bedarfsanalyse sprach klare Worte: Die bestehenden Verwaltungs- und Betriebsstätten passten nicht mehr mit dem zukunftsorientierten Anspruch, ein moderner, smarter Netzbetreiber zu sein, zusammen. Das haben wir gemeinsam mit unserem Auftraggeber genau analysiert.
Die neue Unternehmenszentrale sollte den Unternehmenszielen sowie den Bedürfnissen von MitarbeiterInnen und KundInnen nachhaltig gerecht werden. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie berechneten wir die benötigte Fläche. Verschiedenste Optionen wurden bis ins Details durchgespielt – von der Sanierung der Bestandsgebäude über Miet- bis hin zu Neubauvarianten. Nach der Gegenüberstellung aller Optionen fiel im April 2010 die finale Entscheidung: Nur ein moderner, smarter Neubau kann wirtschaftliche, organisatorische, soziale und kulturelle Bedürfnisse der Wiener Netze erfüllen. Nach einer umfangreichen Grundstückssuche fiel die Wahl auf den Standort Simmering, wo bisher schon die Wien Energie Gasnetz zuhause war. In Zukunft sollten alle Lebensadern der Stadt Wien – nämlich Gas, Strom und Fernwärme – zentral gesteuert werden.
Doch nicht nur die perfekte Ausführung eines Neubaus spielt bei einem Infrastruktur- und Bauprojekt dieser Größenordnung eine wichtige Rolle. Auch der spätere Betrieb muss von Beginn an mitgedacht werden.
Neben einem NutzerInnenbedarfsprogramm, arbeiteten wir gemeinsam mit dem Facility Management Team der Wiener Netze auch an der Entwicklung der zukünftigen Betriebsorganisation, konzipierten und optimierten Betriebsprozesse und -abläufe und erhoben die Anforderungen an die für den neuen Betriebsstandort bereitzustellenden Facility Services. Die Detaillierung der mit der zukünftigen Nutzung des Gebäudes verbundenen Mengen, Zeiten, Wege, Risiken, etc. konnten wir schon früh eindeutige Planungsanforderungen an das Bauprojekt ableiten.
Strom, Gas und Fernwärme – drei Energiequellen, drei Unternehmen. So war das Wiener Infrastrukturunternehmen anno 2010 noch organisiert. Die vorausschauende Entscheidung unseres Auftraggebers, alle Unternehmen und damit alle MitarbeiterInnen an einem Standort zu bündeln, machte die spätere Fusion im Jahr 2013 einfacher.
Ab diesem Zeitpunkt war das Ziel im Projektbereich "Arbeitswelten verändern" eine verbindende Identität zu schaffen. Das Herzstück des neuen Unternehmens Wiener Netze stellte der beschriebene Neubau dar. Unsere Aufgabe war in dieser Phase die Bedarfsplanung. Das geht für M.O.O.CON nur unter Einbezug der zukünftigen GebäudenutzerInnen.
Mit Abteilungs- und BereichsleiterInnen erarbeiteten wir die Arbeitswelt der Zukunft für die Wiener Netze, formulierten den nutzungsflexiblen Bedarf, erstellten ein Budget auf Basis der Lebenszykluskosten (= Investitionskosten plus Folgekosten ab dem Zeitpunkt des Gebäudebetriebs) und halfen behördliche Hindernisse zu überwinden. Und schon bald war auch ein Name für die neue Homebase gefunden: Smart Campus. Er sollte zukünftig Werkstätten und Büros sowie Betrieb und Verwaltung vereinen. In Summe finden 1.400 Menschen heute dort ihren Arbeitsplatz.
Mit der abgeschlossenen Bedarfs- und Budgetplanung ging es 2010 daran im Wettbewerb die bzw. den richtigen GeneralplanerIn zu finden. Schließlich brachte ein anonymer, zweistufiger, EU-weiter Wettbewerb einen Sieger hervor: Holzbauer und Partner ZT. Ein wichtiges Kriterium für den Wettbewerb waren die Lebenszykluskosten (LZK) der eingereichten Arbeiten. Wir übernahmen mit unserem eigenen Tool – dem LZK-Rechner – die Vorprüfung für die Jury. Die punktgenaue Auswertung erleichterte den weiteren Bewertungsprozess.
Drei Faktoren machten dieses Großprojekt so erfolgreich:
Die Berücksichtigung lebenszyklusorientierter Prozesse.
Eine partnerschaftliche Projektkultur. Die Betonung liegt auf dem Wort partnerschaftlich!
Eine ergebnisorientierte Organisation.
Wir hielten die Fäden in der Hand. Alle am Projekt Beteiligten spielten simultan und interdisziplinär zusammen. Gemeinsam behielten wir dieses komplexe Projekt immer im Griff. Zum einen konnten wir die Mischnutzung aus Büro, Lager, Werkstätten, Labor und Betriebswarte für die Steuerung des gesamten Wiener Strom- und Gasbetriebs berücksichtigen, zum anderen wurden so die hohen energetischen und ökologischen Standards umgesetzt.
Dieser vorgelagerte Prozess war die Grundlage für ein den Anforderungen entsprechendes Planungsdokument. Ein Vorgehen, das viele leere Kilometer im Planungs- und Freigabeprozess erspart.
Im Genehmigungsverfahren gelang es dem Generalunternehmer Holzbauer & Partner, den Smart Campus ohne Einspruch, in einem Zeitraum von sechs Monaten, durch die Behördengremien der Stadt von der Einreichung zum Bescheid zu bringen. Für ein Projekt dieser Größe und Komplexität ein einzigartiges Ergebnis.
Intensive Verhandlungen führten zu einem Beschaffungsprozess, der sowohl die hohen Qualitäten als auch das Budget einhielt. Besonders wichtig für die Wiener Netze: Ein beherrschbares Risiko erreichen. Mit viel Verhandlungsgeschick und gutem Gespür des Projektteams konnten Planungs-, Ausschreibungs- und Verhandlungsprozesse zum Abschluss gebracht werden.
Während sich das ambitionierte Projekt bereits mitten im Beschaffungsprozess befand, durchlief auch unser Auftraggeber einen Prozess. Mitte 2013 war die Fusion rechtskräftig: Der Kombinetzbetreiber Wiener Netze war geboren. Die Gründung dieses neuen Konzerns hatte massiven Einfluss auf das laufende Projekt. Beispielsweise ergaben sich dadurch neue Anforderungen der nun hinzugekommenen, neuen GebäudenutzerInnen, die es ins laufende Projekt zu integrieren galt. Ein intensiver Dialog mit Geschäftsführung, MitarbeiterInnen und ProjektpartnerInnen war essenziell. Gemeinsam nahmen wir diese Hürde.
Die Bauarbeiten des neuen Smart Campus verliefen nicht nur terminlich plangemäß, sondern brachten auch in puncto Nachhaltigkeit und Effizienz rekordverdächtige Leistungen hervor:
Im Juli 2013 begann der Aushub des Erdmaterials auf der Baustelle des neuen Smart Campus.
Von den 270.000 Tonnen Aushubmaterial wurden über 30 Prozent mit der Bahn abtransportiert. Dadurch konnten ca. 3.000 LKW-Fahrten vermieden und 55 Tonnen CO2 eingespart werden.
Insgesamt wurden beim Rohbau im Zeitraum von 2013 bis 2015 rund 78.000 m3 Beton und 9.400 Tonnen Stahl verbaut.
Während der Rohbau zügig fertiggestellt wurde, starteten bereits die ersten Ausbaugewerke, Fassadenarbeiten und Arbeiten an den Außenanlagen.
Bis zu 670 MitarbeiterInnenn und rund 45 KollegInnen aus der Bauleitung befanden sich auf der Baustelle.
Es wurden 22.000 m2 Decken abgehängt und 2.000 Kilometer Kabel für unter anderem 10.000 Lichtpunkte verlegt.
9.400 Tonnen Stahl...
...und 78.000 Kubikmeter Beton bilden den Rohbau des Smart Campus.
Nun war es fast soweit. In den Jahren 2015 und 2016 machten wir uns an die Ausstattung von Arbeitsplätzen und anderen Flächen für rund 2.500 MitarbeiterInnen im und rund um den Smart Campus. 1.400 Beschäftigte zogen in das Hauptgebäude ein, 1.100 in die anderen Gebäude am Gelände. Bei der Belegungsplanung achteten wir auf organisatorische, prozessuale und kommunikative Aspekte, denn schließlich sollten die neuen Arbeitsplätze den Anforderungen ihrer zukünftigen NutzerInnen entsprechen.
Unser letzter Task: Die Planung und das Management aller Umzüge – vom Lagergut bis hin zum Büromaterial.
Auf rund 96.000 Quadratmetern wurden 850 fixe und zahlreiche weitere flexible Arbeitsplätze eingerichtet. Der Smart Campus hat eines der modernsten Kontrollzentren der Welt, modernste Werkstätten, flexible Seminar-, Veranstaltungs- und Meetingräume, kreative Kommunikations- und Rückzugsräume und begrünte Freiflächen zur Verfügung.
Das fünfgeschossige Gebäude ist so konzipiert, dass eine lineare Verbindung zwischen den unterschiedlichen Organisationseinheiten besteht. Die Gebäudeteile sind kammartig entlang einer Art Magistrale angeordnet, um Wege und Prozesse möglichst kurz zu halten und den Austausch unter den MitarbeiterInnen zu fördern. Um ohne großen Aufwand auf spätere organisatorische Änderungen eingehen zu können, wurde auf ein hohes Maß an Modularität sowie Reversibilität geachtet.
Im Untergeschoss sind Garagen, Haustechnikbereiche, Archive und Umkleiden angesiedelt.
Im Erdgeschoss befinden sich der Haupt- und MitarbeiterInnenzugang, das dreigeschossige Hauptlager mit angedockten Netzeinheiten, Werkstätten, Störungsdienste, Trafo-Prüffeld sowie Depots.
Im 1. Obergeschoss sind Prüfbereiche, Büros, Seminar- und Veranstaltungsräume sowie der Schulungsbereich beheimatet.
In den Stockweren 2, 3 und 4 sind neben der Betriebsführungswarte für Strom und Gas die Büros angesiedelt.