28.10.2019

Intervenieren statt steuern: So geht nachhaltiger Unternehmenserfolg

Eine deutsche Studie¹ bestätigt unsere Beobachtungen: Die Mehrzahl deutscher Unternehmen strukturiert sich aktuell noch in funktionalen, hierarchisch geprägten Organisationsformen oder in Matrix-Organisationen. Und das obwohl zwischen agilen Netzwerk-Organisationen und dem Unternehmenserfolg ein deutlicher Zusammenhang zu sehen ist.¹ Wir fragen uns in diesem Blogbeitrag, warum sich Unternehmen nicht verstärkt in Richtung Agilität bewegen und versuchen einige Antworten zu geben.

¹) Studie "Organigramm Deutscher Unternehmen", StepStone Continental Europe und Kienbaum Consultants International GmbH, 2017

Unternehmen sind nicht von außen steuerbar

Organisationen verhalten sich wie Organismen. Sie handeln entlang ihrer gelernten Muster, haben ihre eigene Identität und entwickeln starke Eigendynamiken. Sie steuern sich selbst und lassen sich nicht von außen steuern. Wenn wir Unternehmen nun als sich selbst steuernde Organismen betrachten, wird schnell klar, dass sie sich nicht auf einen Schlag einer radikalen Veränderung unterziehen können. Durch gezielt gesetzte „Reize“ bzw. Interventionen können jedoch Veränderungen in Gang gebracht werden.²

²) Dieser Absatz referenziert auf das Buch "Selbststeuerung von Unternehmen. Ein Handbuch für Manager und Führungskräfte" von A. Exner, H. Exner, G. Hochreiter; erschienen im Campus Verlag, Frankfurt, 2009

Welche Interventionen sind die wirkungsvollsten?

Wenn Manager also Reize setzen können, um Veränderungen im eigenen Unternehmen anzustoßen, welche sind das dann? Unsere These: Es braucht Maßnahmen, die ganzheitlich nach innen wirken. Maßnahmen, die dort ansetzen wo unser tägliches Arbeiten passiert, wo direkte Betroffenheit gegeben ist. Es braucht organisatorische, räumliche und digitale Interventionen.

Maßnahmen, die das Potenzial haben das Verhalten der bzw. des Einzelnen und der Organisation als Ganzes, Schritt für Schritt zu verändern.

 

Warum organisatorische Interventionen?

Wissen und Kreativität sind die neuen Erfolgsfaktoren für Unternehmen. Organisatorische Interventionen haben die Kraft klassisch-funktionale, hierarchische Strukturen und damit auch das „Abteilungsdenken“, das die Weitergabe von Wissen im Unternehmen stark einschränkt, aufzubrechen. Sie können das Zusammenwirken unterstützen, Interaktion herbeiführen und den Beitrag der bzw. des Einzelnen wertschätzend fördern.

Warum räumliche Interventionen?

Aufgrund des technologischen Fortschritts können Menschen mittlerweile komplett mobil arbeiten. Die notwendige Bindung zum physischen Arbeitsplatz ist damit weitgehend aufgehoben und Arbeitsmittel verlangen keine Ortsgebundenheit mehr. Wozu also noch ein Büro? Der Raum ist im digitalen Zeitalter eine große Chance für Unternehmen. Denn: Gestaltet man ihn so, dass Wissensarbeit und Vernetzung die idealen Bedingungen vorfinden, entsteht Innovation. Es braucht eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitssituationen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Tätigkeiten der MitarbeiterInnen gerecht zu werden. Außerdem ist der Arbeitsplatz ein Ort der sozialen Heimat und der Identifikation mit dem Unternehmen.

Warum digitale Interventionen?

Für jeden Anwendungsfall die passende App. Die meisten von uns sehen das „App-Denken“ im privaten Umfeld schon als Selbstverständlichkeit an. Dieses Verhalten gewinnt auch im Arbeitsleben immer mehr Relevanz. Der Bedarf an individuellen digitalen Tools, die Menschen in ihrer Arbeit unterstützen, wächst. Durch das zur Verfügung stellen einer solchen Tool-Landschaft wird kollaboratives Arbeiten ermöglicht. KollegInnen können ortsunabhängig in Echtzeit zusammenarbeiten, Ergebnisse werden unmittelbar sicht- und verfügbar für alle. Damit erhöht sich das Wissen im Unternehmen, es wird schneller verbreitet und ist leichter auffindbar.

Der agilen Organisation ein Stück näherkommen

Mit der Beschreibung der Interventionsrichtungen wird klar, dass jede für sich auf den Erfolg wichtige Faktoren einzahlt. Diese häufig auf die einzelne Intervention gerichtete, singuläre Betrachtung finden wir auch oft in unserer Beratungspraxis.

Ein Beispiel: Der Mietvertrag der bestehenden Büroräumlichkeiten läuft aus. Das Unternehmen entscheidet sich für ein neues Mietobjekt und die Implementierung einer modernen Arbeitswelt. Man möchte die alte Welt nicht einfach reproduzieren. Wird hier verabsäumt diese räumliche Intervention auch als organisatorische und digitale Intervention zu betrachten, lässt man viel Potenzial liegen. Ein verändertes Arbeitsumfeld bedeutet meist auch eine Veränderung der Struktur. Und schenkt man in diesem Zuge den technologischen Möglichkeiten keine Beachtung, wird die neue Arbeitswelt nicht den optimalen Erfolg bringen.

Interventionen gemeinsam denken, um die beste Wirkung zu erzielen

Realität ist, dass Projekte in diesen unterschiedlichen Interventionsrichtungen meist verschiedene Verantwortliche aus mehreren Divisionen – ja meist sogar unterschiedlichen C-Level-Bereichen – zugeordnet sind. Eine abgestimmte Vorgehensweise (Stichwort "ganzheitlich") findet selten statt. Aber wäre der Erfolg nicht weitaus größer, wenn man übergreifend aus den Abteilungen Human Ressources oder Organisationsentwicklung, Facility oder Corporate Real Estate Management und IT interveniert? Wenn zumindest die übergeordneten, aus der unternehmerischen Zukunftsperspektive abgeleiteten Ziele abgestimmt und klar sind damit die Interventionen einander vorantreiben, anstatt sich zu blockieren? Wenn MitarbeiterInnen bzw. KollegInnen bei Veränderungen merken, dass diese nicht bloß einem Trend folgen, sondern umfassend und ernst gemeint sind?

Genau diese Fragen stellen wir uns gemeinsam mit ExpertInnen, ProjektleiterInnen und TeilnehmerInnen unserer Eventreihe YARD:Forum.

Im nächsten Blogbeitrag geben wir erste Erkenntnisse aus den bisher stattgefunden Veranstaltungen preis. Bleiben Sie dran!

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