Bauwende, Kreislaufwirtschaft

19.3.2025

Mind:shift – Energie neu denken: 6 Schritte zur Energiewende im Immobiliensektor

Die Energiewende – also der Ersatz der Nutzung von fossilen und atomaren Energiequellen durch eine ökologische, nachhaltige Energieversorgung – ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Dabei spielt der Gebäudesektor eine entscheidende Rolle, denn weltweit sind Gebäude für einen erheblichen Teil des Energieverbrauchs und der CO₂-Emissionen verantwortlich. Um den Wandel zu einer klimaneutralen Zukunft zu schaffen, müssen wir den Gebäudebereich effizienter gestalten und nachhaltige Maßnahmen umsetzen.

Welche Schritte sind entscheidend, um dieses Ziel zu erreichen?

Eine kurze Zusammenfassung des Artikels steht hier kostenlos für Sie bereit:


M.O.O.CON Kompass für klimabewusste Gebäude und Arbeitswelten. Hervorgehoben sind jene Kompass-Segmente, die es für Energie neu denken jedenfalls braucht. © M.O.O.CON

1. Energieeinsparung durch optimierten Betrieb

Ein Schlüssel zur Reduzierung des Energieverbrauchs liegt in der Betriebsweise von Gebäuden. Durch einen guten und effizienten Betrieb kann der Energieverbrauch um beeindruckende 20 bis 40 Prozent gesenkt werden. Dies zeigt, dass bereits einfache Maßnahmen große Wirkung entfalten können – ohne aufwendige Investitionen in neue Technologien. Der Fokus sollte daher zunächst darauf liegen, bestehende Systeme zu optimieren, bevor große technologische Neuerungen in Betracht gezogen werden.

2. Nutzer:innen im Fokus: Mehr Einfluss als Technik

Die direkte Einflussnahme der Gebäudenutzer:innen auf den Energieverbrauch von Gebäuden wird oft unterschätzt. Studien zeigen, dass das Verhalten der Menschen, die in den Gebäuden arbeiten oder leben, einen größeren Einfluss auf den Energieverbrauch hat als technische Maßnahmen wie beispielsweise eine strenge, zentrale Regelung der Komforttemperatur. Wenn Nutzer:innen gezielt einbezogen und sensibilisiert werden, können sie durch bewusstes Verhalten den Energieverbrauch effektiv senken. Eine starre Festlegung der Temperatur auf einen engen, normierten Bereich unabhängig von den Temperaturen im Außenbereich bietet dagegen nur begrenzten Spielraum für Einsparungen.

Im Gegenteil, das kann sogar einen höheren Energieverbrauch bewirken, wenn Innenraumtemperaturen im Sommer strikt auf 21 Grad gehalten werden, ganz gleich, ob es außen 26 oder 36 Grad hat. Aktuelle Normen lassen ein Gleiten der Innentemperatur in Abhängigkeit der Außentemperatur ab 32 Grad nur zu, wenn im Gebäude keine Klimaanlage installiert ist.

3. Low-Tech vor High-Tech: Investitionen mit Bedacht

Wenn es um Investitionen in energieeffiziente Technologien geht, gilt: Low-Tech-Lösungen sollten Vorrang vor High-Tech-Optionen haben. Oftmals sind einfache, kostengünstige Maßnahmen – wie etwa die Verbesserung der Dämmung oder die Optimierung der Lüftungssysteme und die Einbeziehung von Speichermassen – wesentlich effektiver als teure und komplexe High-Tech-Lösungen mit exzessiver Sensorik und Automatisierung. Investitionen sollten daher sorgfältig abgewogen werden, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich den gewünschten Effekt erzielen.

Es gilt der Grundsatz: Nicht die teuerste Technik ist die beste, sondern diejenige, die in der Praxis am meisten bewirkt und von der:dem Gebäudebetreiber:in technisch verstanden und damit richtig bedient wird.

 

Helmut Meyer, Transsolar Energietechnik, Gast in unserem Webinar „energie neu denken“

 

Ein hochtechnisiertes Gebäude kann um 300-800 Euro pro Quadratmeter teurer sein als ein Gebäude mit einfacheren Maßnahmen.

4. Vorbildwirkung als Schlüsselfaktor

Ein oft unterschätzter, aber essenzieller Aspekt der Energiewende im Immobiliensektor ist die Vorbildwirkung. Organisationen, die mit gutem Beispiel vorangehen, können andere motivieren, ebenfalls nachhaltige Maßnahmen umzusetzen. Dabei ist es entscheidend, dass Entscheider:innen und Nutzer:innen gleichermaßen einbezogen werden. Nur wenn alle Akteur:innen an einem Strang ziehen, können die gesteckten Ziele erreicht werden. Es geht darum, eine Kultur der Nachhaltigkeit zu etablieren, die von allen gelebt wird.

So auch beispielsweise bei einem unserer Kund:innen, Michael Hadschieff, vom Verband ASVÖ (Allgemeiner Sportverband Österreich):

 

Michael Hadschieff, Verband ASVÖ, Gast in unserem Webinar „energie neu denken“

 

Studien zeigen, dass effiziente Sportstätten nicht nur Kosten senken, sondern auch die Attraktivität für die Sportgesellschaft steigern. Immer mehr Vereine erkennen, dass nachhaltige Maßnahmen gerade für die umweltbewusste Jugend wichtig sind.

5. Nachhaltigkeit ist für Unternehmen attraktiv

Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr nur ein moralischer Imperativ – sie wird zunehmend zu einem Wettbewerbsvorteil für Organisationen. Unternehmen, die sich durch energieeffiziente Gebäude und nachhaltiges Handeln auszeichnen, sind attraktiv für Mitarbeitende, Partner:innen und Kund:innen. Besonders für junge, talentierte Fachkräfte spielen ökologische Verantwortung und ein nachhaltiges Arbeitsumfeld eine wichtige Rolle. Eine konsequente Ausrichtung auf Nachhaltigkeit macht Organisationen zukunftsfähig und stärkt ihre Position im Wettbewerb.

6. Gemeinsam zum Erfolg: Technik ist vorhanden, jetzt handeln

Eines ist klar: Die Technik, um die Energiewende im Gebäudebereich zu realisieren, ist bereits vorhanden. Es braucht also keine weiteren technologischen Innovationen, um den Energieverbrauch signifikant zu reduzieren – wir müssen die vorhandenen Lösungen nur konsequent einsetzen. Die Herausforderung liegt vielmehr darin, bestehende Regularien und Normen nicht zum Hindernis für Innovationen werden zu lassen. Zu starre Vorgaben und bürokratische Hürden verhindern oft, dass neue Ansätze und Technologien in der Praxis angewendet werden. Hier ist Flexibilität des Gesetzgebers gefragt, um Innovationen nicht zu behindern.

Fazit: Ja, wir schaffen das!

Die Energiewende im Gebäudebereich ist machbar – und zwar mit den Mitteln, die uns bereits heute zur Verfügung stehen. Indem wir auf einen optimierten Betrieb, das Verhalten der Nutzer:innen und Low-Tech-Lösungen setzen, können wir den Energieverbrauch deutlich senken. Es ist jedoch entscheidend, dass Unternehmen eine aktive Rolle übernehmen. Entscheidend dabei ist, dass die Transformation nicht nur technologisch und politisch vorangetrieben wird, sondern auch durch partizipative Prozesse innerhalb von Unternehmen. Wenn Unternehmen ihre Stakeholder – von Mitarbeitenden über Kunden bis hin zu politischen Akteuren – in die Gestaltung der Energiewende einbeziehen, können nachhaltige Lösungen entwickelt und akzeptiert werden. Ein solcher Ansatz stärkt nicht nur die Innovationskraft, sondern auch die Akzeptanz für notwendige Veränderungen.

Die Energiewende kann gelingen, wenn sie als gemeinsames Projekt verstanden wird, das auf Kollaboration, Verantwortung und einem klaren Unternehmenszweck aufbaut.

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