23.11.2021

New Normal: Neue Arbeitswelten gesund gestalten - Teil 1

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Dass Gesundheit in Zeiten einer Pandemie in den Fokus rückt, ist wenig überraschend. Doch auch abseits von Inzidenzzahlen, Hygienekonzepten und Impfquoten gewinnt das Thema im Kontext von Arbeit zunehmend an Aufmerksamkeit. Ein immer schneller und komplexer werdender Arbeitsalltag fordert Tribut. Mobiles, zeitlich und örtlich flexibles Arbeiten ist für viele zum „new normal“ geworden und wird es wohl auch in Zukunft in gewissem Maße bleiben.

Für viele Unternehmen ist das der Anstoß dazu, ihre Bürokonzepte grundlegend neu zu denken. Wie dies am besten im Einklang mit dem Ziel einer „gesunden Organisation“ gebracht werden kann, dazu geben wir in zwei Blogbeiträgen einen Überblick.

Die Gesundheit der MitarbeiterInnen sicherstellen

Die grundlegende Frage bei der (Um)Gestaltung von Arbeitswelten ist: Was ist ein passender Rahmen, um trotz aller Flexibilität und Mobilität psychische und physische Gesundheit sicherzustellen? Um dieser Frage nachzugehen, müssen wir zunächst genauer betrachten, was wir unter Gesundheit bzw. Krankheit verstehen, was Wohlbefinden von Individuen und somit die Gesundheit von Organisationen beeinflusst.

Die Theorie

Was ist Gesundheit?

Als hilfreicher Ansatz dazu dient das sogenannte Salutogenese-Modell1, das Gesundheit und Krankheit nicht als zwei Seiten einer Medaille ansieht, sondern als die zwei Enden eines Kontinuums. Jede Person hat sowohl kranke als auch gesunde Aspekte in sich.

Zunächst berücksichtigt das Modell grundlegende Einflussfaktoren: die Zeit oder Epoche sowie das Umfeld, in dem man aufwächst (Kontext), sowie psychosoziale und genetisch bedingte individuelle Ressourcen. Ausgestattet mit diesem Basisrüstzeug macht man im Laufe des Lebens verschiedenste Erfahrungen, die in Grundannahmen in Bezug auf die Umwelt und die Fähigkeit, damit umzugehen, münden.

Je nachvollziehbarer die Umwelt auf mich wirkt, je mehr ich davon überzeugt bin, Herausforderungen bewältigen zu können, und als je sinnvoller ich meine Umgebung erlebe, desto positiver sind meine Grundannahmen und desto zuversichtlicher bin ich.

Im Alltag wirken kontinuierlich Stressoren auf uns ein, die uns in einen körperlichen und psychischen Spannungszustand versetzen und mit denen wir umgehen müssen. Eine erfolgreiche Bewältigung von Stresssituationen erhält und fördert die Gesundheit und führt zu positiven Grundannahmen. Diese wiederum haben Einfluss darauf, wie ich künftige Spannungszustände interpretiere, indem ich diesen zuversichtlicher begegne. Eine erfolglose Bewältigung hingegen wirkt über erlebten Stress negativ auf die Gesundheit ein. Durch diese Mechanismen bewegt sich jeder Mensch auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum entweder in die eine oder andere Richtung.

Das Salutogenese-Model erklärt die Vielschichtigkeit von Gesundheit bzw. Krankheit

Der Einfluss von Arbeit auf unsere Gesundheit

Als wesentlicher Teil unseres Lebens hat die Arbeitswelt – kulturell wie physisch betrachtet – einen beträchtlichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Unserem Firmennamen folgend – M.O.O.CON steht für Mensch, Organisation und Objekt Consulting – sind dazu drei Ebenen zu betrachten:

  • Mensch | Sowohl als Individuum mit all seinen Prädispositionen und Bedürfnissen als auch im gemeinschaftlichen Miteinander im Sinne eines Teams.
  • Organisation | Als soziales Gefüge mit einer geteilten Zielsetzung und Strategie sowie gemeinsamen Leitbildern und Werten.
  • Objekt | Als Gebäude und Raumkonzept im Sinne von allgemeiner Struktur und Funktionalität sowie als technische Teilaspekte wie z.B. Ergonomie, Klima, Materialien.

Mensch, Organisation und Objekt sind im Kontext von Arbeit die drei wesentlichen Wirkebenen.

 

Die stärkere Ausrichtung von Unternehmen hin in Richtung Mobilität, Flexibilität und hybrides Arbeiten bringt somit einiges in Bewegung auf allen drei Ebenen: In Bezug auf Mensch und Organisation bedeutet dies ebenso grundlegende Veränderungen wie auf Objektebene.

Räumliche Veränderungen und ihre Auswirkungen auf Menschen und Organisationen

Auf dem Weg in die neue Normalität stehen aktuell bei zahlreichen Unternehmen insbesondere räumliche Veränderungen an oberster Stelle der Prioritätenliste. Bei der Zielsetzung und Realisierung der Initiativen trennt sich allerdings schnell die Spreu vom Weizen:

  • Die einen sehen die künftig verstärkte Arbeit von zu Hause vor allem als willkommenen Anlass, um Flächen und somit nicht unerhebliche Fixkosten zu reduzieren.
  • Die anderen erkennen es hingegen als Chance, durch die Gestaltung zukunftsfähiger Bürokonzepte eine tiefgreifende Transformation der Arbeitswelt mitzugestalten, die den künftigen Bedürfnissen von Mensch und Organisation besser entspricht als aktuelle Konzepte.

Was den Zusammenhang mit Gesundheit angeht, so lassen sich verschiedene Stellhebel identifizieren. Zunächst gilt es, bereits in der Konzeptphase mögliche Stressoren zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Folgende Punkte sind dabei u.a. zu diskutieren:

  • Welchen grundlegenden Rahmen verfolgen wir bei der Gestaltung unserer Arbeitsumgebung?
  • Wie stark öffnen wir unsere Fläche – intern zwischen Organisationseinheiten aber auch nach außen in Richtung KundInnen und PartnerInnen?
  • Gehen wir in ein Sharing-Konzept und, wenn ja, mit welchem Verhältnis von Arbeitsplätzen zu Mitarbeitenden?
  • Wie stark soll Hierarchie künftig in der Fläche noch abgebildet sein?

All dies sind Fragen, die jede Organisation für sich entsprechend ihrer strategischen und kulturellen Zielsetzungen sowie ihrer konkreten Bedarfe beantworten muss. In vielen Fällen ist ein tätigkeitsorientierter Ansatz ein passender Weg, um den alltäglichen Anforderungen von Führungskräften und Mitarbeitenden gerecht zu werden – und somit unnötige Stressoren frühzeitig zu reduzieren.

Um in der Planung und Realisierung im konkreten Objekt das Konzept möglichst frei von Stressoren und somit gesundheitsförderlich umzusetzen, gilt es weitere Aspekte zu berücksichtigen:

  • Wie funktioniert unsere Fläche im Sinne der Nutzung möglichst gut?
  • Welche Anzahl an Arbeitsplätzen und -möglichkeiten benötigen wir wo und in welcher Form für welche NutzerInnen?
  • Welche technischen Aspekte müssen beachtet werden, um den Bedürfnissen der NutzerInnen und den Anforderungen des hybriden Arbeitsalltags gerecht zu werden?

Ganz klar – kein Raumkonzept und keine Umsetzung können perfekt und frei von Stressoren sein. Daher ist der Fokus auf die Menschen und deren Rolle auf dem Weg in eine neue Arbeitswelt zu legen. Durch frühzeitige Partizipation der künftigen NutzerInnen in der Gestaltung und umfassende Kommunikation von Beginn an, können positive Erfahrungen gemacht und Grundannahmen thematisiert werden.

Christoph Schipper, Senior Consultant bei M.O.O.CON

Sind mir als NutzerIn die Gründe für die Umsetzung der neuen Arbeitswelt klar und verstehe ich die Zusammenhänge zwischen strategischen Zielsetzungen und Ausgestaltung der künftigen Arbeitsumgebung, erlebe ich "meine Welt" als verstehbar und sinnvoll.

Um die Veränderung auch noch als bewältigbar wahrzunehmen, sind räumliche Veränderungen mit umfassenden Maßnahmen in Organisations- und Personalentwicklung zu begleiten – auch über den Bezug der neuen Flächen hinaus.

Neue Arbeitswelten gestalten – Potenziale zur Gesundheitsförderung heben

Es liegt somit in der Verantwortung jeder Organisation, den Erhalt bzw. die Steigerung von physischer und psychischer Gesundheit bei so grundlegenden Veränderungen wie der Transformation der Arbeitsumgebung als priorisierte Zielsetzung zu verfolgen.

Dabei gibt es nicht ein richtiges Rezept – die Lösung muss jede Organisation selbst für sich finden.

Wie Potenziale neuer Arbeitswelten gehoben werden können, was weniger Stressoren verursacht und welche konkreten Maßnahmen am Ende zur Förderung der Gesundheit beitragen – dazu lesen Sie mehr im zweiten Teil dieses Artikels.

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Teil 2: Neue Arbeitswelten gesund gestalten

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