Die grundlegende Frage bei der (Um)Gestaltung von Arbeitswelten ist: Was ist ein passender Rahmen, um trotz aller Flexibilität und Mobilität psychische und physische Gesundheit sicherzustellen? Um dieser Frage nachzugehen, müssen wir zunächst genauer betrachten, was wir unter Gesundheit bzw. Krankheit verstehen, was Wohlbefinden von Individuen und somit die Gesundheit von Organisationen beeinflusst.
Als hilfreicher Ansatz dazu dient das sogenannte Salutogenese-Modell1, das Gesundheit und Krankheit nicht als zwei Seiten einer Medaille ansieht, sondern als die zwei Enden eines Kontinuums. Jede Person hat sowohl kranke als auch gesunde Aspekte in sich.
Zunächst berücksichtigt das Modell grundlegende Einflussfaktoren: die Zeit oder Epoche sowie das Umfeld, in dem man aufwächst (Kontext), sowie psychosoziale und genetisch bedingte individuelle Ressourcen. Ausgestattet mit diesem Basisrüstzeug macht man im Laufe des Lebens verschiedenste Erfahrungen, die in Grundannahmen in Bezug auf die Umwelt und die Fähigkeit, damit umzugehen, münden.
Im Alltag wirken kontinuierlich Stressoren auf uns ein, die uns in einen körperlichen und psychischen Spannungszustand versetzen und mit denen wir umgehen müssen. Eine erfolgreiche Bewältigung von Stresssituationen erhält und fördert die Gesundheit und führt zu positiven Grundannahmen. Diese wiederum haben Einfluss darauf, wie ich künftige Spannungszustände interpretiere, indem ich diesen zuversichtlicher begegne. Eine erfolglose Bewältigung hingegen wirkt über erlebten Stress negativ auf die Gesundheit ein. Durch diese Mechanismen bewegt sich jeder Mensch auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum entweder in die eine oder andere Richtung.
Als wesentlicher Teil unseres Lebens hat die Arbeitswelt – kulturell wie physisch betrachtet – einen beträchtlichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Unserem Firmennamen folgend – M.O.O.CON steht für Mensch, Organisation und Objekt Consulting – sind dazu drei Ebenen zu betrachten:
Die stärkere Ausrichtung von Unternehmen hin in Richtung Mobilität, Flexibilität und hybrides Arbeiten bringt somit einiges in Bewegung auf allen drei Ebenen: In Bezug auf Mensch und Organisation bedeutet dies ebenso grundlegende Veränderungen wie auf Objektebene.
Auf dem Weg in die neue Normalität stehen aktuell bei zahlreichen Unternehmen insbesondere räumliche Veränderungen an oberster Stelle der Prioritätenliste. Bei der Zielsetzung und Realisierung der Initiativen trennt sich allerdings schnell die Spreu vom Weizen:
Was den Zusammenhang mit Gesundheit angeht, so lassen sich verschiedene Stellhebel identifizieren. Zunächst gilt es, bereits in der Konzeptphase mögliche Stressoren zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Folgende Punkte sind dabei u.a. zu diskutieren:
All dies sind Fragen, die jede Organisation für sich entsprechend ihrer strategischen und kulturellen Zielsetzungen sowie ihrer konkreten Bedarfe beantworten muss. In vielen Fällen ist ein tätigkeitsorientierter Ansatz ein passender Weg, um den alltäglichen Anforderungen von Führungskräften und Mitarbeitenden gerecht zu werden – und somit unnötige Stressoren frühzeitig zu reduzieren.
Um in der Planung und Realisierung im konkreten Objekt das Konzept möglichst frei von Stressoren und somit gesundheitsförderlich umzusetzen, gilt es weitere Aspekte zu berücksichtigen:
Ganz klar – kein Raumkonzept und keine Umsetzung können perfekt und frei von Stressoren sein. Daher ist der Fokus auf die Menschen und deren Rolle auf dem Weg in eine neue Arbeitswelt zu legen. Durch frühzeitige Partizipation der künftigen NutzerInnen in der Gestaltung und umfassende Kommunikation von Beginn an, können positive Erfahrungen gemacht und Grundannahmen thematisiert werden.
Um die Veränderung auch noch als bewältigbar wahrzunehmen, sind räumliche Veränderungen mit umfassenden Maßnahmen in Organisations- und Personalentwicklung zu begleiten – auch über den Bezug der neuen Flächen hinaus.
Es liegt somit in der Verantwortung jeder Organisation, den Erhalt bzw. die Steigerung von physischer und psychischer Gesundheit bei so grundlegenden Veränderungen wie der Transformation der Arbeitsumgebung als priorisierte Zielsetzung zu verfolgen.
Wie Potenziale neuer Arbeitswelten gehoben werden können, was weniger Stressoren verursacht und welche konkreten Maßnahmen am Ende zur Förderung der Gesundheit beitragen – dazu lesen Sie mehr im zweiten Teil dieses Artikels.