19.1.2022

Virtuelle Learning Journeys: Not oder Tugend?

Learning Journeys sind für uns – und noch mehr für unsere KundInnen – eine wirksame, gern genutzte Methode, um die Arbeitswelten anderer Unternehmen kennenzulernen. Wenn wir also vor der Aufgabe stehen, ein neues Büro- oder Arbeitskonzept zu entwickeln, besichtigen wir ebensolche bei anderen Unternehmen. Gemeinsam mit einer Gruppe von ausgewählten MitarbeiterInnen unserer AuftraggeberInnen tauchen wir in verschiedene Arbeitswelten ein und bekommen authentische Erfahrungsberichte.

Doch in Zeiten, in denen die Pandemie einen Riegel vor viele Unternehmenstore schiebt, sind analoge Learning Journeys nicht umsetzbar. Um Raumkonzepte dennoch greifbar und verständlich zu machen, haben wir uns etwas überlegt: Die virtuelle Learning Journey. Wie das funktioniert und was die Vor- und Nachteile sind, erläutern wir in diesem Blogartikel.

Corona-Challenge: Neue Methode für neue Arbeitswelten

Die Learning Journey ist einer der wertvollsten Inputs, um in die Gestaltung der eigenen Flächen zu starten. Es wird ein einheitlicher Wissensstand durch gemeinsam erlebte Referenzen aufgebaut und zu Projektbeginn die Gruppe mit einer gemeinsamen Reise gestärkt. Corona hat uns die Sache mit Präsenzterminen nicht leichter gemacht. Und gleichzeitig fragen sich viele Unternehmen aber – nicht zuletzt aufgrund der Einflüsse, welche die Pandemie auf ihre Arbeitsweisen hat – wie sie in Zukunft (zusammen)arbeiten wollen und welches Arbeitskonzept sie am besten unterstützt. Sie benötigen genau diese Erfahrungen anderer, die Eindrücke und Insights, um mit- und voneinander zu lernen und selbst ein Stück weiterzukommen.

Wie so oft in den letzten Monaten hieß unser Work-around: „Ab in den virtuellen Raum!“ Gemeinsam mit unseren KundInnen sind wir also „losgelaufen“, um digitale Learning Journeys zu testen. 

Sehen wir uns an, wie so eine digitale Besichtigung aussieht und was die Erfolgsfaktoren sind. 

Ablauf einer virtuellen Learning Journey

  • Statt in einem physischen Raum, treffen sich die TeilnehmerInnen in einem digitalen Raum und sind somit per Videokonferenz zu Gast bei einem Unternehmen. 
  • Die Führung durch die Arbeitswelten wird mit diversen Hilfsmitteln ersetzt: Grundrisspläne, Fotos, Videos von einem kleinen Spaziergang durch die Fläche, Image-Videos, 360°-Rundgänge, etc.
  • EinE VertreterIn des gastgebenden Unternehmens stellt vor, wie sie zu ihrem Raumkonzept kamen und teilt Erfahrungen.
  • Selbstverständlich darf Zeit für Fragen der TeilnehmerInnen an das gastgebende Unternehmen zu Konzept, Prozess und Learnings nicht fehlen. 
     

Erfolgsfaktoren

Gute Vorbereitung ist alles

Befindet man sich im virtuellen Raum, ist eine genaue Vorbereitung und Ablaufplanung essenziell. Das zeigt auch schon dieser Blogbeitrag sehr anschaulich. Unsere Erfolgsfaktoren sind:

  • Gemeinsame und individuelle Auseinandersetzung der zukünftigen Büro-NutzerInnen mit neuen Arbeitswelten: Die Journey ist eingebettet in einen Gesamtprozess. Neben einem gemeinsamen Einstieg ins Thema, beispielsweise bei einem Kick-off mit den zukünftigen NutzerInnen, sollten zur Vertiefung ins Thema Materialien (Zeitungs-Artikel, Podcasts, Studien) zur Verfügung gestellt werden. Außerdem lohnt es sich für die TeilnehmerInnen, bereits vorab konkrete Fragen zu formulieren und sie zur Journey mitzubringen.
  • Abstimmung mit dem gastgebenden Unternehmen: Die VertreterInnen des einladenden Unternehmens benötigen ein gutes Briefing zu Ablauf und Erwartungen. Außerdem stimmen wir vorab die für den Termin interessanten Unterlagen ab und organisieren einen Technik-Check, um den ReferentInnen die nötige Sicherheit für einen reibungslosen Ablauf zu geben.
  • Passung der Unternehmen: So bunt die Palette an neuen Arbeitswelten sein kann, eine NGO wird sich potenziell eher mit einer anderen NGO identifizieren und mehr von diesem Austausch profitieren. Der digitale Besuch bei einem großen Konzern, dessen Kultur und Arbeitsweisen höchstwahrscheinlich ganz andere sind, wäre wohl weniger ergiebig.
  • Detailplanung: Unklarheiten auf der Seite der Verantwortlichen oder TeilnehmerInnen können in digitalen Formaten schneller für Probleme sorgen. Deshalb müssen Ablauf und Verantwortlichkeiten in einem hohen Detailgrad vorab durchdacht und mit den Verantwortlichen für Moderation, Co-Moderation, Technik und mit den ReferentInnen abgestimmt sein. Die TeilnehmerInnen brauchen eine klarere Anleitung als in analogen Formaten.

Und in Zukunft? Virtuell oder doch wieder eine echte Reise?

Leichtere Durchführbarkeit – jedoch nicht weniger Organisationsaufwand: Das virtuelle Format ermöglicht eine einfachere Teilnahme mehrerer Personen. Anschlusstermine können leicht miteinander vereinbart und die Einladung einfach gestreut werden. Zudem fallen Reisezeiten und -kosten weg, was für manche Organisationen einen wichtigen Stellhebel in der Durchführbarkeit dieses Formats darstellt. Der Organisationsaufwand hingegen bedarf einer hohen Präzision – eine Einsparung ist hier nicht zu erwarten.

Weniger anfassen – jedoch mehr kollegialer Erfahrungsaustausch: Besuche bei Organisationen sind nicht mehr abhängig von der Lokalität, sondern ermöglichen eine ortsungebundene Auswahl des Besuchsunternehmens nach Passung. Die TeilnehmerInnen können zwar nicht mehr Sitzmöbel anfassen oder Probesitzen, dafür gehen Sie automatisch mehr in den Erfahrungsaustausch. Zu diesem Zeitpunkt des Prozesses besteht die Gefahr, dass TeilnehmerInnen sich zu sehr darauf versteifen, dass „das rote Sofa“ überhaupt nicht zur eigenen Organisation passe oder unbequem sei, statt den Fokus auf das Konzept, den Prozess und die Kultur zu richten. Dieser Transfer gelingt sogar leichter im virtuellen Format. Eine explizite Möbelbesichtigung kann dann auch zu einem späteren Zeitpunkt im Prozess eingeplant werden. Doch ein Austausch sollte unbedingt zu Beginn des Prozesses und auf kollegialer Ebene zwischen betreffenden Unternehmen stattfinden und kann trotz aller guten Intentionen nicht durch das Beraterunternehmen erfolgen.

Auch wenn diese Methode in der Not geboren wurde, bleibt sie neben unserem analogen Methoden-Set fixer Bestandteil, um unseren KundInnen flexible Angebote machen zu können.

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