Zwischen Excel und Unternehmensführung: Andreas Leuchtenmüller und Christoph Müller-Thiede im Dialog

Tags: Generationenwechsel

Share Teilen

  • Mail
  • Facebook
  • Twitter
  • LinkedIn
  • Xing
  • Pinterest

Wurzeln stärken. Wege ebnen.

Analytisches Denken, Zahlenaffinität und eine Leidenschaft für Struktur – das verbindet Andreas Leuchtenmüller und Christoph Müller-Thiede. Doch was bedeutet dieser Generationenwechsel für M.O.O.CON? In diesem Gespräch reflektieren die beiden über ihre gemeinsame Arbeit, ihre unterschiedlichen Perspektiven und den Wandel in der Geschäftsführung. Ein Dialog über Entscheidungsfindung, IT, Führungskultur und die Zukunft von M.O.O.CON.

Andreas, eine Mitarbeiterin hat einmal über Dich gesagt: „Wenn er nicht bei Kunden ist, baut er imposante Excel-Tabellen fürs Controlling.“ Wie imposant sind denn Deine Excel-Tabellen?

Wir nutzen die Excel-Dateien als Kontroll- und Steuerungsinstrument, als Grundlage für eine gemeinsame Einschätzung der Ist-Situation und weiteren Entwicklung. Für richtige Excel-Junkies sind das 08/15-Tabellen, aber in der Tat sind die Tabellen recht umfangreich.

Welche Rolle übernimmt Excel für Dich?

Excel hilft mir, mich zu strukturieren, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Alles, was man sich ausdenkt, was man glaubt, beobachtet und verstanden zu haben, muss man zunächst einmal in Zeilen, Spalten, Zellen, Zahlen und Formeln gießen – und erst, wenn man am Ende Enter drückt und sich die Ergebniszellen anschaut, weiß man, ob man sich gut strukturiert hat oder nicht. Excel ist mehr als nur eine Tabelle. Excel ist ein Hilfsmittel, um die Komplexität einer Organisation und ihrer Prozesse zu strukturieren.

Christoph, Du scheinst Andreas’ Leidenschaft noch einen Ticken weiter zu denken. Über Dich hört man: „Christoph hat einen masochistischen Hang zu komplexen Excel-Tabellen.“

Ich denke, es gibt durchaus Ideen und Impulse, die bei uns aus dem Bauch heraus entstehen. Aber wir könnten – allein aus dem Bauch heraus – niemals eine größere Entscheidung fällen. Ich nutze Excel, um zu planen, um meine Ideen und Vision auf ihr Potenzial und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.

Zum Beispiel?

M.O.O.CON hat mittlerweile über 100 Mitarbeiter:innen. Ohne konkrete Zahlen wäre ein solcher Organismus unmöglich zu managen. Man kann als Geschäftsführer nicht in jedes Projekt tief involviert sein, man kann nicht jedes Detail kennen, man kann nicht jeden Prozess beobachten.

Excel-Tabellen und analytisches Denken sind eine Leidenschaft, die Ihr teilt. Was eint Euch sonst noch?

Ich glaube, wir haben beide eine gewisse Gabe, Prozesse und Phänomene gut zu verstehen und daraus die richtigen Entscheidungen abzuleiten. Darüber hinaus würde ich uns beide als Vermittler bezeichnen, denn wir sind beide in der Lage, komplexe Sachverhalte zu erläutern und in andere, verständliche, weniger analytische Sprachen zu übertragen.

Ich denke auch, dass wir beide Übersetzer und Verknüpfer sind. Wir können das Rationale mit dem Emotionalen, mit dem Assoziativen verknüpfen und ein Unternehmen in beiden Gehirnhälften steuern. Der Christoph wahrscheinlich besser noch als ich.

Zwischen Euch beiden liegen fast 20 Jahre Altersunterschied. Und auch 20 Jahre Differenz, was das Mit-dabei-Sein im Unternehmen betrifft. Wo trifft man auf Unterschiede zwischen Alt und Jung?

In der IT ist der Generationenunterschied sehr deutlich zu sehen. Da hat Christoph viel mehr Kenntnis und Offenheit, was das Thema betrifft. Er und seine Frau haben sogar eine gemeinsame Einkaufsliste auf der Cloud.

Das funktioniert super! Kann ich allen nur empfehlen!

Welche Rolle spielt die IT bei M.O.O.CON?

In einer der Folgen ist James Bond in die Lagune von Venedig hineingesegelt. Es gab in dieser Szene ein Product Placement mit Handy und Laptop. Genau dieses Handy und diesen Laptop hatten wir damals schon bei M.O.O.CON im Einsatz. Ich war immer der Meinung: Gib den Mitarbeiter:innen das beste Werkzeug in die Hände! Wenn 007 damit die Welt retten kann, dann können auch wir unsere Projekte erfolgreich damit stemmen.

Hat es zwischen Euch beiden irgendwann einmal geknirscht?

Ein einziges Mal. Christoph ist von der Uni zu uns gekommen, und nach kurzer Zeit war für mich klar: Der hat Potential! Dem könnten wir eines Tages das Unternehmen übergeben.

Das hast Du mir nie gesagt!

Wie denn auch? Nach wenigen Jahren meinte Christoph, er könne uns verlassen, und dann ist er allen Ernstes zu einem großen, öffentlichen Konzern in die Projektentwicklung gegangen. Das war’s dann.

Na ja, nicht wirklich! Schon am zweiten, dritten Arbeitstag habe ich erkannt, dass das nicht das Richtige für mich ist. Nach ein paar Monaten habe ich wieder gekündigt und kam zu M.O.O.CON zurückgekrochen.

Gut so! Und jetzt bist Du Geschäftsführer.

Mit der Übernahme der Geschäftsführung verändert sich jetzt auch die Struktur. Statt eines Zweier-Teams werdet Ihr die Geschicke von M.O.O.CON in Zukunft zu viert leiten. Warum das?

Ich hatte von Anfang an ausgeschlossen, alleiniger Geschäftsführer zu werden. Karl und Andreas sind die perfekte komplementäre Ergänzung zu zweit, doch in einer Konstellation mit jemandem Zweiten hatte ich bei mir den Eindruck, dass es immer irgendwelche Aspekte gab, die in Bezug auf Charakter, Kompetenz und Themenbereich nicht abgedeckt waren. In einem zwei Jahre andauernden Prozess haben wir uns schließlich entschieden, M.O.O.CON in einer Vierer-Konstellation zu leiten, die unser Unternehmen in all seiner Diversität und Kompetenz bestmöglich abdeckt.

Andreas, wie geht’s Dir mit dieser Entscheidung?

Ich konnte den Weg mitverfolgen und war in den Prozess eingebunden. Die Entscheidung passt so für mich.

Außerdem denke ich, dass man zu viert resilienter und krisenresistenter ist. Sollte es bei uns mal zu Burn-outs, Krankheiten oder Abwesenheiten kommen, ist man zu dritt immer noch gut funktionstüchtig.

In der IT gibt es das sogenannte Business Continuity Management (BCM) und die Frage: Was sind große Impacts, die die Organisation gefährden könnten? Wie kann man sich dagegen prophylaktisch wappnen? Und wie kann man schnellstmöglich wieder ins Arbeiten und Funktionieren kommen, wenn doch noch das Unausweichliche passiert? Das sind gute, wertvolle Überlegungen.

Zu zweit gibt es eine potenzielle Konfliktkonstellation, zu viert gibt es gleich 11 Konstellationen, in denen ein Konflikt entstehen kann und ausgetragen werden muss.

Das stimmt. Aber das sehe ich nicht unbedingt als Nachteil. Man braucht nur das Vorzeichen umdrehen, und dann heißt es statt negativ „11 Konfliktkonstellationen“ positiv umgemünzt plötzlich „11 potenzielle Ideenquellen“, denn aus jeder Reibungsfläche und Friktionswärme entsteht kreative Kraft.

Christoph, was wird ab Februar das wichtigste Projekt für Dich sein?

Marketing. Vor allem in Deutschland wollen wir unsere Bekanntheit massiv steigern.

Inwiefern wirst Du, Andreas, der neuen Geschäftsführung weiterhin zu Verfügung stehen?

Vier Räder sind genug, um ein Fahrzeug in Fahrt zu halten. Es braucht weder ein fünftes Rad, noch ist es heute noch üblich, ein Reserverad in den Kofferraum zu legen. Aber wenn Ihr mich braucht und ansprecht, bin ich gerne zur Stelle.

Dankeschön!

Und im Sinne Eures Erfolgs hoffe ich, dass Ihr mich selten kontaktieren werdet.

Welchen Wunsch habt Ihr an Euer Gegenüber?

Ich wünsche mir, dass ich bei Dir immer ein offenes Ohr finde.

Wirst Du. Und ich wünsche Dir, dass Du Dir Deine Freude und Power beibehalten kannst.

Wofür wollt Ihr einander Danke sagen?

Danke dafür, dass Du mit Deinen drei Partner:innen M.O.O.CON übernimmst.

Danke für die Chance, dass wir hier von so viel Wissen und Erfahrung zehren können. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das ist eine einmalige Situation, die ich sehr zu schätzen weiß.

© 2025 M.O.O.CON GmbH